Vorfahrt für die Kesselwagen-Verladung
Ein Blick auf aktuelle und zukünftige Lösungen
Der Transport mit Kesselwagen und damit auch deren Verladung gewinnt zukünftig immer mehr an Bedeutung. Das liegt zum einen an der Tendenz, Logistik aus Klimaschutzgründen verstärkt auf die Schiene zu verlagern. Es hat aber auch damit zu tun, dass im Zuge der Energiewende zunehmend im großen Stil gasförmige und flüssige Medien umgeschlagen werden müssen. So sind beispielsweise Ammoniak, LNG und Schwefel bzw. Flüssigschwefel, der bei der Aufbereitung von Erdgas anfällt, prädestiniert für die Kesselwagen-Verladung. Wir nehmen das zum Anlass, Ihnen das Thema Kesselwagen-Verladung und die hierzu erbrachten VOORTMANN-Leistungen in FAQ-Form näher zu bringen.
Wie werden Kesselwagen in der Regel verladen?
Meistens werden Kesselwagen von unten, das heißt über Bodenanschlüsse, verladen. Die Materialzuführung erfolgt über Verladearme, die aus Rohrleitungen und Drehgelenken bestehen. Alternativ können auch Schläuche zum Einsatz kommen. Hier gibt es die Möglichkeit, diese mit einem Schlauchhandlingsystem zu versehen, um eine besonders ergonomische und sichere Handhabung zu gewährleisten. Je nach Umschlagmedium muss der Verladeprozess so angelegt sein, dass durch die Beladung verdrängtes Gas sicher abgeführt wird. In diesen Fällen gibt es zusätzlich zur Produkt- eine Gaspendelleitung.
Wann kommt bei Kesselwagen eine Obenverladung zum Einsatz?
Je nach spezifischer Verladesituation, Art des Kesselwagens, betrieblichen Gegebenheiten und Produkt, das befüllt oder entnommen werden soll, kann eine Obenverladung erforderlich sein. Diese gibt es in zwei Varianten: als offene Verladung mittels Domöffnung und als geschlossene Verladung mittels Flanschanschluss. Typisches Medium für eine Obenverladung ist Flüssigschwefel. Aber auch bei Stoffen, die in der Regel eher von unten verladen werden, kann aus verschiedenen Gründen eine Obenverladung notwendig sein. So haben wir zum Beispiel bereits Abfüllstationen für Salzsäure realisiert, bei denen sich das Personal sicher mittels Klapptreppe und Schutzkorb von oben auf den Kesselwagen begibt und die Flüssigkeit per Obenverladearm einfüllt. Zudem gibt es Situationen, in denen die eigentliche Verladung zwar von unten erfolgt, es aber trotzdem zur Begehung des Kesselwagens kommt. Zum Beispiel, weil der Deckel zur Entlüftung geöffnet werden muss.
Wie wird die Sicherheit der Kesselwagen-Verladung gewährleistet?
Für jede Verladestation – egal ob Oben- oder Untenverladung – entwickeln wir passend zu den Kundenanforderungen ein umfassendes Sicherheitskonzept. Das beginnt bei der Einrichtung von Not-Trennsystemen, die sicherstellen, dass unter keinen Umständen Material in die Umgebung entweichen kann und geht bis hin zu Absturzsicherungen für den Fall, dass Kesselwagen von oben betreten werden müssen. Und sei es nur, um Proben zu entnehmen. Falls gewünscht bieten wir Absturzsicherungen in Form von Sicherheitsklapptreppen und Schutzkörben auch als separate Leistung an. Zum Beispiel im Rahmen einer Modernisierung bestehender Verladestationen.
Was ist bei der Kesselwagen-Verladung mit aggressiven Medien zu beachten?
Grundsätzlich hat das Thema Sicherheit bei jedem von uns realisierten Verladekonzept höchste Priorität. Zusätzlich geht es beim Verladen aggressiver Medien darum, maximal wirtschaftlich eine möglichst hohe Anlagenverfügbarkeit zu gewährleisten. Bei aggressiven Medien wie Salzsäure sollte man deshalb auf Schlauchlösungen setzen. Sie sind optimal durchgängig beschichtet, was sich bei Lösungen mit Rohrleitungen und Drehgelenken nur schwer bzw. gar nicht realisieren lässt.
Können Medien beim Verladen auch auf Temperatur gehalten oder beheizt werden?
Ja, das ist möglich und wird bei uns auch in diversen Verladestationen für Kesselwagen realisiert. Beim Umschlag von Flüssigschwefel kommen beispielsweise elektrisch beheizte und mit zusätzlicher Isolation versehene Verladearme zum Einsatz. So ist gewährleistet, dass das Medium über den kompletten Verladeprozess bei einer Temperatur von über 120 Grad Celsius gehalten wird. Dies ist unbedingt erforderlich, damit der Schwefel optimal flüssig bleibt und die Befüllung des Kesselwagens problemlos vonstatten geht.
Wie sieht es bei der Kesselwagen-Verladung mit Automatisierung aus?
Wir arbeiten ständig daran, die Kesselwagen-Verladung noch effizienter zu machen. Dabei geht es nicht nur darum, jeden Verladeprozess zeitlich zu optimieren, sondern auch darum perspektivisch mit minimalem Personaleinsatz auszukommen. Helfen können hier teilautomatisierte oder gar vollautomatisierte Lösungen. Bei Ersteren werden Verladearme und Kupplungen durch sensorgesteuertes Verfahren so vorpositioniert, dass zum Anschließen nur noch minimale Handgriffe nötig sind. Letztere machen selbst diese unnötig, weil hier sogar das An- und Abkuppeln komplett automatisiert erfolgt. Realisieren können wir solche Konzepte, weil in unseren Teams Experten der Verlade- und Elektrotechnik Hand in Hand zusammenarbeiten.
Lassen sich im Verbund auch Kesselwagen verschiedener Bauart verladen?
Natürlich muss jede Verladesituation im Einzelfall betrachtet und jede Verladeanlage entsprechend gebaut werden. Grundsätzlich lassen sich Verladestationen aber so konzipieren, dass Arbeitsbereiche flexibel anpassbar sind und somit auch verschiedene Kesselwagen be- und entladen werden können. Unabhängig von Bauart und Position der Anschlüsse. Das spart wertvolle Zeit beim Verladeprozess, weil Waggons hintereinander durch die Station gezogen werden können, ohne getrennt werden zu müssen.