Sicherheitssysteme für die Verladung von oben.
Wie man optimal Menschen schützt und Arbeitsunfälle vermeidet
Es gibt im Bereich der Verladung kein gefährlicheres Arbeitsszenario als die Begehung von Tankwagen (TKW), Silofahrzeugen, Bahnkesselwagen (BKW), ISO-Containern und Co. Wer für solche Anlagen und Prozesse verantwortlich ist, tut gut daran, sich intensiv mit dem Thema Sicherheitssysteme für die Verladung von oben zu beschäftigen. Denn jeder Unfall, der passiert, ist ein Unfall zu viel. Gefragt sind Lösungen, die ein zugleich schnelles, effizientes und sicheres Arbeiten auf Fahrzeugen gewährleisten. Also maximaler Schutz vor Abstürzen bei minimalem Aufwand für das Personal. In diesem Artikel erfahren Sie, wie ein solches Sicherheitssystem für die Verladung von oben idealerweise aussieht und was hier der neueste Stand ist.
Oberste Priorität bei der Verladung von oben: Lücken schließen
Der Schutzkorb samt Sicherheitsklapptreppe ist und bleibt das wichtigste Ausstattungsmerkmal eines Sicherheitssystems für die Verladung von oben. Allerdings ist Schutzkorb nicht gleich Schutzkorb. Echter Schutz vor Abstürzen ist nur gewährleistet, wenn Lücken zum LKW, BKW oder TKW optimal geschlossen werden. Stand der Technik und für jede Verladestation dringend empfohlen ist hier der Schutzkorb mit dreireihigem statt zweireihigem Geländer und mit zusätzlichen Fallschutzgittern. Selbst ein teilweises Herausrutschen aus dem Korb und damit eventuell einhergehende Verletzungen in Form von Quetschungen sind so nicht mehr möglich.
Optimal geschützt, aber trotzdem bedienerfreundlich
Perfekt ist ein Schutzkorb, wenn er nicht nur zuverlässig vor Abstürzen schützt, sondern auch ein effizientes und ergonomisches Arbeiten ermöglicht. Hierfür gibt es verschiedenste Geländerausführungen. Das Spektrum reicht von mit Klappbügeln oder Gliederketten verschließbaren Aussparungen bis hin zu Sicherheitsklapptüren. Über sie können Maschinenteile wie beispielsweise Verladearme problemlos und sicher in den Arbeitsschutzbereich ein- und ausgeführt werden. Wichtig bei all diesen Zusatzfunktionen: Sie müssen so angelegt sein, dass sie die Sicherheitsaspekte des Schutzkorbs nicht negativ beeinflussen. Klapptüren beispielsweise verfügen deshalb grundsätzlich über eine Selbstschließfunktion und sind in größeren Ausführungen mit Fuß- und Knieleisten ausgestattet.
Sicherheit vom ersten bis zum letzten Schritt
Neben dem Arbeiten auf dem Fahrzeug bzw. Container ist auch das Betreten sicherheitskritisch. Hier kommt es auf eine entsprechende Sicherheitsklapptreppe mit ebenfalls ausreichend hohem Geländer an. Im Idealfall ist diese fest mit dem Schutzkorb verbunden, andernfalls erhält sie einen separaten Ausleger und der Schutzkorb ist damit separat verfahrbar. Stand der Technik bei Sicherheitsklapptreppen ist, dass man auch hier zusätzliche Features für optimalen Schutz von Mensch und Anlage vorsieht. So können Sicherheitsklappstufen in getrennter Ausführung verhindern, dass es zu Fußverletzungen kommt, falls eine sich absenkende Treppe zu früh betreten wird. Auch die generelle Bedienung der Klapptreppen sollte höchste Kriterien an Ergonomie und Sicherheit erfüllen. Bei manuell heb- und senkbaren Varianten leistet dies ein Federkraftzylinder. Optional sind elektrische, pneumatische oder hydraulische Antriebe möglich.
Wichtig bei Sicherheitsklapptreppen: Im arretierten Zustand muss das Lichtraumprofil in der Parkposition freibleiben. Mehr konkrete Anforderungen an Sicherheitsklapptreppen und Schutzkörbe finden Sie weiter unten.
Mehr zu Sicherheitsklapptreppen im Allgemeinen und zu weiteren Antriebsarten finden Sie in unserem Übersichtsartikel SICHERHEITSKLAPPTREPPEN FÜR DIE INDUSTRIE.
Verschiedene Klapptreppen-Schutzkorb-Systeme
Im Idealfall sind Schutzkörbe direkt an Sicherheitsklapptreppen montiert, so dass sie als Einheit auf- und abgesenkt werden können. Das ist allerdings nur bei kleinen Schutzkörben bzw. bei mittleren Schutzkörben in Leichtbauweise (Alu) möglich. Bei größeren und schwereren Konstruktionen müssen Schutzkorb und Klapptreppe separat verfahren werden. Jeweils mit eigener Bedieneinheit. Das Ganze geht in der Regel mit eigenem Sicherheitskonzept einher, bei dem sich zunächst nur der Schutzkorb verfahren lässt. Erst wenn die Arbeits- oder Parkposition erreicht und mittels Endschalter erfasst ist, kann die Sicherheitsklapptreppe abgesenkt bzw. angehoben werden. So ist auch bei separat verfahrbaren Systemen maximale Prozesssicherheit gewährleistet.
Nachrüsten an bestehenden Anlagen möglich
Mehr Sicherheit für Ihr Personal muss nicht teuer sein. Viele Verbesserungen an Verladestationen lassen sich mit überschaubarem finanziellem und zeitlichem Aufwand realisieren. Zum Beispiel, indem bestehende Schutzkörbe mit zusätzlichen Geländereinheiten oder Fallschutzgittern versehen werden. Hier kann optional auch Aluminium statt Stahl zum Einsatz kommen, so dass sich das Gewicht des Schutzkorbs kaum merklich erhöht. Bei fest an der Sicherheitsklapptreppe montierten Schutzkörben muss so mitunter nicht mal der Federkraftzylinder ausgetauscht werden. Selbst im Fall einer kompletten Neuinstallation von Schutzkorb und gegebenenfalls Sicherheitsklapptreppe stehen überschaubare Investitionen an. Schutzkörbe mit dreireihigem Geländer gibt es standardmäßig in verschiedensten Ausführungen.
Schutzkörbe für große Arbeitsbereiche
Schutzkörbe können auch so angelegt sein, dass sie eine sichere Begehung kompletter Fahrzeuge oder Container ermöglichen. Zum Beispiel im Rahmen einer Mehrkammerbefüllung. Solche großräumigen Absturzsicherungen sind entweder mittels Hubeinrichtung an der Decke montiert oder verfügen über eigene Hubmasten. Beim Schutzkorbinnenraum gibt es verschiedene Ausführungen. Das beginnt bei reinen Geländerkonstruktionen und reicht über teil- und komplettbegehbare Varianten bis hin zu Lösungen mit auf- und zuklappbaren Bodenplatten.
Schutzkorb vs. Persönlicher Schutzausrüstung gegen Absturz (PSAgA)
Arbeitsschutzexperten wie beispielsweise der Schweizer Unfallversicherer Suva sprechen sich bei der Frage, wie ein Sicherheitssystem für die Verladung von oben grundsätzlich konzipiert sein soll, für fest montierte Lösungen aus. Aus nachvollziehbaren Gründen. Kommen Höhensicherungsgeräte in Form einer PSAgA zum Einsatz, besteht immer die Gefahr einer falschen Anwendung. Zumal, wenn Arbeiten auf dem Fahrzeug nicht vom spezialisiertem Verladepersonal, sondern von Fahrern ausgeführt werden. Außerdem schützt ein Höhensicherheitsgerät zwar vor dem Worst-Case eines Komplettabsturzes, verhindert aber nicht ein Herunterfallen vom Fahrzeug oder Container. Verletzungen sind also trotzdem möglich. Auch betriebswirtschaftlich haben PSAgA gegenüber einer Lösung mit Schutzkorb Nachteile. Sie verlangsamen den Verladeprozess erheblich und gehen mit zusätzlichem bürokratischem Aufwand einher. Jährlich ist eine amtliche Prüfung erforderlich. Schutzkörben sind hingegen einfacher in der Anwendung und nahezu wartungsfrei.
Anforderungen auf den Punkt gebracht
Was und wie viel man unternehmen will, um eine sichere Begehung und Verladung von Tankwagen und Co zu gewährleisten ist nicht im Detail vorgeschrieben. Es existieren keine bis in Einzelmaßnahmen durchdeklinierte Normen und Richtlinien. Aber es gibt Rahmenwerke wie die TRBS 2121 zum Thema Gefährdung von Beschäftigten. Zudem hat die Berufsgenossenschaft Rohstoffe und Chemische Industrie (BG RCI) ein Merkblatt T 015 verabschiedet, das sich im Detail mit dem Thema Absturzsicherung beschäftigt. Hierin werden klare Empfehlung gegeben, welche Kriterien ein optimales Sicherheitssystem für die Verladung von oben erfüllen sollte.
Sicherheitsklapptreppen
- Mindestens ein Meter hohes Geländer mit Fuß- und Knieleiste
- Arretierung in der oberen Endstellung
- Freihaltung des Lichtraumprofils in Parkposition
- Implementierung von Maßnahmen zur Prävention von Quetschungen
Schutzkörbe
- Idealerweise Schutzkorb an Sicherheitsklapptreppe montiert
- Maximal 25 Zentimeter Abstand zwischen unterem Schutzkorbbereich und Fahrzeug
- Absperrbare Aussparung im Geländer zum leichteren Einschwenken von Verladearmen
- Klapptüren in Schutzkörben nach innen schwenkend und automatisch schließend
- Klappbügel im geschlossenen Zustand selbstsichernd
- Bodenseitige Klappgitter, um Lücken zum Fahrzeug zu schließen
- Bei großem Schutzkorb verschiebbare Gitter zur Anpassung des Arbeitsbereichs