Bis nach oben abgesichert – Absturzsicherungen für Straßentankfahrzeuge
Die Absturzgefahr für Personen auf Tankfahrzeugen ist groß. Schutzkörbe oder verfahrbare Geländer bieten optimalen Schutz.
Ob Kraftstoffe, Milch oder Chemikalien – jeden Tag transportieren Tankwagen eine riesige Bandbreite an Stoffen. In Deutschland nahmen im Jahr 2021 ca. 71 % aller Güter den Weg über die Straße. Darunter Gase, Flüssigkeiten oder Granulate. Dabei sind die Fahrzeuge ebenso unterschiedlich wie die Produkte. Eines aber haben sie gemeinsam: sie sind bis zu 4 Meter hoch – und in dieser Höhe liegen oft auch die Befüllöffnungen der Fahrzeuge. Meistens bietet das Fahrzeug selbst nicht ausreichend Schutz für das Personal gegen Absturz.
Luft hat keine Balken
Um Straßentankwagen zu befüllen, eine Probe aus dem Tank zu nehmen oder ihn innen zu reinigen, muss in der Regel eine Person das Fahrzeug begehen. Manchmal erschwert zusätzlich Schutzausrüstung die Arbeit, beispielsweise ein Atemschutzgerät. Die Unfallgefahr ist für die Person groß, deshalb sollte sie auf jeden Fall schwindelfrei und trittsicher sein. Doch das allein schützt nicht vor Absturz. Die meisten Fahrzeuge verfügen über keine eigene Absturzsicherung. Dann muss beim Betreiber der Verladestelle, des Lagerterminals oder der Tankreinigungsanlage eine betriebsseitige Absturzsicherung vorhanden sein.
Höhensicherungsgerät als persönliche Schutzausrüstung
Die Person, die abgesichert werden soll, trägt einen Auffanggurt mit rückenseitiger Auffangöse. Darin wird das ein- und ausziehbare Drahtseil des Höhensicherungsgerätes befestigt. Bei einem Sturz bremst die Höhensicherung das Seil und fängt die Person.
Ist das Höhensicherungsgerät nicht mit einer Selbstrettung ausgestattet, darf die Person auf dem Fahrzeug nicht unbeobachtet arbeiten und muss im Notfall schnell durch eine andere Person Hilfe bekommen können. Am Einsatzort sind damit zwei Personen erforderlich.
Mit einem Höhensicherungsgerät kann sich die Person auf dem Fahrzeug sehr frei bewegen. Das bedeutet aber auch, dass sie nicht unbedingt von Bereichen ferngehalten wird, in die sie abstürzen kann. Gemäß DGUV-Regel soll die lichte Höhe unterhalb der abzusichernden Person mindestens 3 Meter betragen.
Geländer verleihen ein sicheres Gefühl
Im Normalfall betritt eine Person das Tankfahrzeug von einer fest stehenden Bühne aus. Hier ist sie durch das Bühnengeländer vor Absturz geschützt. Den Übergang von der Bühne zum Fahrzeug überbrückt beispielsweise eine Klapptreppe oder ein Klapppodest. Stand der Technik ist, dass der Übergang zum Fahrzeug ein seitliches Geländer besitzt und sich beides gemeinsam auf das Fahrzeug absenkt. Mit dem Übergang kann auch ein Schutzkorb verfahren werden. Umlaufende Rohre sind durch Streben versteift und bilden ein stabiles Geländer. Das bietet der Person auf dem Fahrzeug nicht nur die nötige Sicherheit, sondern vermittelt ihr auch ein sicheres Gefühl.
Wichtig ist, dass die Schutzkorbgröße dem Personal den erforderlichen Bewegungsfreiraum lässt. Gleichzeitig soll die Person aber nur die Bereiche des Fahrzeugs begehen können, in denen Arbeiten auszuführen sind und die über sichere Trittflächen verfügen.
Die Technische Regel für Arbeitsstätten gibt zum Schutz vor Absturz eine Umwehrungshöhe von mindestens 1 Meter vor. Die Höhe des Geländers sollte dem entsprechen. Dem Bediener fällt es leichter, z.B. einen Verladearm in den Schutzkorbbereich zu schwenken, wenn das Schutzkorbgeländer über eine Aussparung verfügt. Achten Sie darauf, dass diese Öffnung absperrbar ist.
So ist der Schutzkorb immer da, wo er gebraucht wird
Schutzkörbe für kleinere Arbeitsbereiche (z.B. 1,6 x 2 m) können fest an den Pfosten einer Klapptreppe oder eines Podestes montiert werden – vorausgesetzt, dass die Treppe oder das Podest das zusätzliche Gewicht aufnehmen kann. Ein 1,6 x 2 m-Schutzkorb aus Stahl bringt über 60 kg auf die Waage. Wenn Sie nachträglich einen Schutzkorb anbringen möchten, sollten Sie sich daher erst vom Hersteller Ihrer Klapptreppe eine Freigabe einholen. Die Form des Schutzkorbes ist auf den notwendigen Arbeitsbereich auf dem Fahrzeug angepasst.
Vorteil des fest montierten Schutzkorbes ist, dass er in jede Position des Übergangs sofort mitgeführt wird. Der Schutzkorb sollte dabei stets waagerecht stehen.
Manchmal ist es jedoch erforderlich, den Schutzkorb separat zu verfahren. Beispielsweise, wenn der Gewichtsausgleich der Klapptreppe oder des Podests nicht für einen zusätzlichen Schutzkorb geeignet ist. Dann sollte rechts und links des Übergangs ein Profilrahmen zur Verfügung stehen, an dem Ausleger montiert werden können. Die Anlage ist jedoch nur dann für den Bediener sicher, wenn sich der Schutzkorb vor dem Übergang auf das Fahrzeug absenkt und erst nach ihm wieder in seine Ruheposition zurück fährt. Diese Bewegungskopplung und gegenseitige Verriegelung kann mechanisch oder über eine Steuerung realisiert werden.
Für große Arbeitsbereiche oder in drei Achsen verfahrbar – vieles ist möglich
Soll der Schutzkorb einen größeren Arbeitsbereich absichern, empfiehlt es sich, diesen in Bereiche aufzuteilen. Das bietet dem Personal Halt in unmittelbarer Nähe. Einzelne Bereiche lassen sich beispielsweise durch verriegelbare Klapptüren voneinander trennen.
Wenn mehrere Fahrzeugkammern in einer Fahrzeugposition erreicht werden sollen, ist der abzusichernde Bereich entsprechend groß. Sehr große und schwere Schutzkörbe benötigen eine spezielle Hubeinrichtung, mit deren Hilfe sie auf das Fahrzeug abgesenkt werden. Achten Sie darauf, dass auch in großen Arbeitsbereichen überall eine Trittfläche für das Personal vorhanden ist. Andernfalls sollte der Schutzkorb mit bodenseitigen Gittern ausgestattet sein.
In multifunktionalen Absturzsicherungen werden einzelne Schutzkorbsegmente nicht nur auf die erforderliche Fahrzeughöhe abgesenkt, sondern auch an die Breite des Fahrzeugs angepasst. Teleskopierbare Schutzkorbelemente lassen sich zusätzlich in der Länge verfahren. Verschiedene Anlagenzustände können abgefragt und in ein betreiberseitiges Sicherheitssystem eingebunden werden. Solche voll automatisierbaren Systeme sind zunächst teuer, können jedoch schnell sinnvoll bei häufigem Fahrzeugtyp-Wechsel sein.
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